Geistiges Wackeln durch die Welt

 

Geistiges Wackeln durch die Welt

Das Eigene hat Sinn, der Sinn ergibt sich aus dem Eigenen. Diesen Prozess lernt man nicht auf einer Schule. (Februar 2004)

Material als eine leitende Motivation. Das Material stellt Forderungen, die nur der Kitschproduzent ignoriert. Das hier verwendete Material begeistert mich: eine Industriefarbe, die, unverdünnt benutzt, nicht geschmeidig sich an Flächen anschmiegt, sondern klebrige Tropfen bildet. Linoleum, welches keine allzu feine Arbeit erlaubt, da zu schmale Stege brechen; Linoleum, welches auch in den weggenommenen Flächen noch Farbspuren annimmt und auf den stehengelassenen Flächen Farbe in zufälliger Dicke/Konsistenz und, je nach Mischung, auch in zufälliger Farbnuance annehmen kann. Schließlich der Druck "verkehrt herum", bei dem die Linolplatte, also das druckende Medium auf die auf hartem Untergrund liegende Leinwand gepresst wird. Das Abziehen jeder Druckplatte ist ein Abenteuer - und was steht, das steht. (März 2004)

Ein Kunstwerk entsteht wie die Perle in einer Muschel: am Anfang ist eine Störung, auf die reagiert werden muss. (Mai 2004)

Ich versuche, auf nichts vorbereitet zu sein. Nur so kann ich einigermaßen angemessen reagieren. Hier ist der Zusammenhang zu meinem Lebensziel zu sehen: die geistigen bedingten Reflexe abzulösen durch <Pause plus Neuaufbau>. Wer glaubt, sich auf alles Denkbare vorbereitet zu haben, täuscht sich: er hat sich höchstens auf alles Gedachte vorbereitet. Alan Turing fand heraus, dass man nicht prinzipiell von einem beliebigen Problem, dessen Lösung man nicht kennt, sagen kann, ob es eine Lösung hat. Nur die Lösung eines solchen Problems ist der Beweis dafür, daß es eine Lösung hat. (Mai 2004)

Ich mache eine, soweit objektiv möglich, unabhängige Kunst. Das ist keine Kunst im leeren Raum. Es ist eine, die mehr mit meinem Leben als mit anderer Kunst zu tun hat. Trotzdem ist sie nicht expressiv. Kein Ausdruckswille treibt mich, sondern die Manie, einigen auf dieser Welt noch fehlenden Werken zur Materialität zu verhelfen. Auch will ich nichts erklären, verklären oder verrätseln, nur auf eine besondere Weise meine Erfahrungen teilen. Dabei habe ich das Glück, keinem Betrieb, keiner Schule anzugehören und genug Zeit gehabt zu haben. (2005)

Was mich angeht und was nicht: ich möchte keine Förderung; ich möchte verkaufen an den, der einen Wert für sich in einem meiner Werke erkennen kann. Es ist nicht meine Sache, ob dieser Wert in Ästhetik, Dekoration, Geldanlage oder irgendetwas anderem liegt. Es ist nicht meine Sache, ob das Werk nach dem Verkauf von einer Person, von vielen oder von niemandem gesehen wird. Es freut mich wohl, wenn ein Werk von vielen gesehen werden kann - ich bin aber weder Sammler noch Kunstmanager, ich bin der Künstler. (Juli 2005)

Jeder Zufall in meinen Bildern ist pure Absicht. (August 2005)

Früher habe ich, wenn es mir nicht so gut ging, gern John Coltrane gehört. Es ging mir danach nicht unbedingt besser, aber ich bekam das Gefühl für einen, meinen Platz in dieser Welt zurück. Heute geht es mir so beim Hören der Pet Shop Boys (die wohlfeile Formel von der "handgemachten" Musik finde ich übrigens abstoßend; natürlich hängt in der Musik wie in der bildenden Kunst das Werk auch ab vom Material, also von den Werkzeugen, mit denen gearbeitet, und vom Gegenstand, der bearbeitet wird. Aber das Material an sich bestimmt noch lange nicht den Wert des Werkes. Wer von seinem Material nichts versteht, wird nur zufällig gute Werke schaffen. Daher gibt es auch so viel schreckliche "handgemachte" Musik). (Januar 2009)

 

Sprache: deutsch / english

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